Entstehung

Für mich persönlich sind die Wechseljahre eine Offenbarung und ein Entwicklungssprung, mit dem ich nicht gerechnet habe. Diese Reise durch meine Wandlungszeit durchlebe ich gut begleitet und dadurch sehr bewusst. Durch die Aufträge meiner Beraterin kristallisieren sich bald für mich die unterschiedlichen Phasen heraus. Bilder und Texte entstehen, ich entwickle ein Unterstützungsprogramm und nenne es Die 7 Tore der Wexeljahre.

„Du alte Hexe“! Heute ein Schimpfwort, besonders für ältere Frauen, aber vielleicht auch ein Hinweis auf den für viele bedrohlichen Zuwachs an Power, innerem Wissen und spirituellen Kräften? Ich beginne Texte von Frauen zu sammeln, die sich mit ihren Aufzeichnungen in den einzelnen Toren wieder erkennen.

Durch die Tore gehen

Mit dem Abschied von meinem jugendlichen Körper will ich überfällige Veränderungen in Angriff nehmen: Verhaltensweisen, Glaubenssätze, Beziehungen, Freundschaften. Alles schaue ich an wie vor einem großen Aufbruch: Wohin will ich fahren? Was und wen lasse ich zurück? Was will ich mitnehmen? Die Abschiedsphasen scheinen endlos, immer mehr Ballast muss über Bord geworfen werden. Unruhige Zeiten, von diffusen Schmerzen und Gefühlsstürmen geschüttelt, ängstlich, orientierungslos, schlaflos. Aber dann beginne ich, jede Hitzewelle zu nutzen. Ich verliebe mich und lasse die Flammen hochschlagen, um längst fällige Entscheidungen zu treffen. Die jugendlichen Schmerzen und Sehnsüchte, die ich unbemerkt immer noch mit mir herumtrage, ja, über die ich mich weiterhin definiere, sollen jetzt restlos verbrennen und mich nicht mehr belasten. Ich ahne, dass ich nur mit ganz leichtem Gepäck in der Lage sein würde, den unberechenbaren Ozean des Wandels meiner Weiblichkeit zu überqueren. Es gibt traurige, aber auch wunderbar leichte, lustvolle und glückliche Phasen. Ich weiß, dass die Trauer richtig und notwendig ist. Niemand kann mir eine Depression einreden. Die Trauer um mein vergangenes Leben als junge Frau fühlt sich mal trotzig, wütend aber manchmal auch weich an, liebevoll. Wie das Streicheln einer alten Frau über das Haar eines widerspenstigen, liebeshungrigen Teenagers.

Nach der Klagezeit zeigt sich immer öfter die Neugier, das vorsichtige Heranpirschen an meine mögliche neue Identität als ältere Frau. Ich bewähre mich in meiner neuen Position als Chefin und gewinne an Autorität. Mein Selbstbewusstsein wächst. Ich traue mich an große Projekte und spüre deutlich meine Zuversicht, das auch zu schaffen. Und es gelingt! Ich schreibe einen Ratgeber für Eltern „Pubertät“ und beginne im In – und Ausland Vorträge und Workshops zu halten. Anfragen für die Moderation von Großveranstaltungen erreichen mich, ich steige ein in eine Festivalplanung. Meine Beratungen und Coachings gewinnen an Verständnis und Tiefe. Eine wöchentliche Tanzgruppe stillt meinen Bewegungshunger und gibt mir eine liebevolle Gemeinschaft. Meditation hilft mir, meine Konzentration und mein Mitgefühl zu stärken. Meine Liebe ist leidenschaftlich und offensiv, ich habe nichts mehr zu verlieren als meine Ängste – aber viel zu gewinnen.

Die Häutung zur tanzenden Alte vollzieht sich geräuschvoll. Die neue Haut aber ist leise gewachsen, im Stillen, im Inneren und im Dunkel des Unbewussten. Endlich angekommen, gewinne ich zunehmend an Gelassenheit, innerer und äußerer Kraft und vor allem: Zufriedenheit.

Begleitung

In diesen unruhigen Jahren bin ich nicht allein. Eine erfahrene Beraterin hört mir zu, erörtert mit mir Handlungsalternativen, konfrontiert mich und fordert mich heraus, meine Ängste zu überwinden. Sie erinnert mich an meine Ziele und stärkt meine Zuversicht. Das Fest, an dem ich teilnehme, als meine Blutung ein Jahr ausgeblieben ist, feiere ich mit vielen Frauen gemeinsam. Zur gleichen Zeit durchschreiten wir in einem Ritual das 7.Tor.